Foto: Ulrike Pawandenat
10
Januar, 2020
Konzert St. Georgenkirche

Mein zweites Konzert vor 680 Menschen in der schönsten Location Wismars

Der unwirklichste Moment des Jahres 2019

Wo fange ich nur an?! Nach meinem ersten Konzert. Der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass ich als Solokünstler Konzerte geben kann und Menschen kommen, um mich zu sehen und zu hören. “Wann werde ich mein nächstes Konzert machen?”, dachte ich in einer stillen Minute in den Tagen nach dem 27.07. Antwort: Dieses Jahr. Ich werde in diesem Jahr noch ein Konzert spielen: Größer, “fetter”, magischer – Der Abend des 27.07.19 bleibt dabei in wundervoller Erinnerung.

Ich möchte vermehrt in die Konzertrichtung gehen, denke ich mir. Denn ich liebe trotz aller Hürden und allem Stress alles daran: Die Organisation, die Arbeit im Team, das Vorbereiten neuer Songs, das Wissen, dass Menschen eine Karte kaufen, um mich zu sehen. Ziemlich schnell kam die Idee auf, beim diesjährigen Julfest etwas anders zu machen, als im letzten Jahr. Aus “etwas anders” wurde “alles anders”. Ich darf die Kirche für ein Konzert nutzen, wofür ich meiner Heimatstadt Wismar sehr dankbar bin. Diese Erfahrung wird mir niemals jemand nehmen können. Wir starten den Vorverkauf und kurzer Hand wird eine Richtung deutlich: Da passiert etwas Gewaltiges.

1. Tag Vorverkauf: 100 Karten reserviert.
2. Tag Vorverkauf: 200 Karten reserviert – mehr, als Menschen bei meinem ersten Konzert insgesamt da waren.

Die Nachfrage ist riesig und der Traum wurde immer greifbarer. Ich fahre oft in die Kirche, setze mich rein, atme die kühle, nach Backstein schmeckende Luft und schaue aus der letzten Reihe, noch etwas ungläubig, ins Kirchenschiff: “Hier wirst Du demnächst allein auf der Bühne stehen und ein Konzert geben, wow ist das krass”, höre ich mich leise sagen. 
Pläne werden konkreter,  Bilder im Kopf klarer und der Termin rückt näher und näher. Hoffentlich geht alles gut, ich mache das zum ersten Mal – alles allein. Neben dem Stress und der Anspannung genieße ich die Vorbereitung, denn wenn ich wochenlange Vorbereitung einem 2 stündigen Auftritt gegenüberstelle, wäre es fatal, es nicht zu tun.

Der 21.12. kommt schnell näher und plötzlich ist er da:
Der Tag auf den ich sehr lange gewartet habe.

Ich wache auf und bin kaum aufgeregt. “Hm” denke ich mir.. Ist das gut? Liegt wahrscheinlich daran, dass ich so abgelenkt bin und so viele Gedanken, die sich allesamt ums Konzert drehen, in meinem Kopf kreisen. Ab in die Kirche zum Soundcheck. Die Kirche ist nahezu menschenleer. Es steht alles: Das Bühnenbild, die Beleuchtung, die Bestuhlung, mein Equipment. Alles läuft. Wow, ist das groß hier gerade. Ich stehe auf der Bühne und versuche zu begreifen, was hier heute Abend passieren wird.
Mein Handy klingelt: “ÖXL, wir haben soeben die letzte Karte verkauft”. Ich schaue hoch und sehe 680 leere Stühle. Alle Stühle werden heute Abend besetzt sein. Besetzt von Menschen, die allesamt deinetwegen kommen. Nach zwei Minuten innehalten fange ich mich wieder. Keine Zeit jetzt darüber ausgiebig nachzudenken – es ist noch jede Menge zu organisieren. Zuhause angekommen, schlüpfe ich in mein Outfit, schaufle mir etwas zu Essen rein. Es gibt Zeiten, da vergeht die Zeit überhaupt nicht. Und dann gab’s den 21.12. 

Wieder in der Kirche dauert es nicht lange, bis es heißt: Die ersten Gäste stehen vor der Tür. Mist, wir sind noch nicht fertig mit dem Bühnenvorhang! Alle legen Hand an, ein Handgriff greift in den nächsten – nebenbei läuft die Kamera des NDR, und ich versuche irgendeine Balance zwischen Aufbau, Aufregung und Interview zu finden. Ich hoffe, ich habe der Kamera keinen Quark erzählt.

Bis wir fertig waren, verging eine halbe Stunde, die das Publikum vor der Tür warten musste. Der Einlass ging ebenso langsam. Mist, denke ich. Aber gleichzeitig bin ich sehr dankbar, so tolle Menschen als mein Publikum zu haben. Niemand hat sich im Nachhinein bei mir beschwert. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass das nie wieder vorkommen soll/wird. Verzeihung!

 

680 leere Plätze, die jeden Moment besetzt sein werden
Foto: Ulrike Pawandenat


Der Einlass beginnt
Ich kann mich noch an das Gefühl erinnern, welches ich am 27.07. bei meinem ersten Konzert hatte, als ich sah, wie sich der Altstadthof Wismar mit Menschen füllte. Dieses Gefühl oben aus dem Backstagebereich der Georgenkirche in das gewaltige Kirchenschiff zu blicken und diese vielen Menschen zu sehen, war nochmal ein ganz anderer ‘Schnack’.
Ich schaue aus dem Fenster des Backstagebereiches, während sich die Kirche mit Menschen füllt. Es spielt ein Film vor meinem inneren Auge
Fotos: Ulrike Pawandenat


Der NDR filmt nebenbei und stellt mir Fragen über meinen Gemütszustand. Ich habe mich erstaunlich entspannt gefühlt. Ich wusste, dass ich mich bestmöglich vorbereitet hatte.

Die Moderation geht los, die Show startet. Wenn die ersten beiden Songs sitzen, hilft das meiner – natürlich vorhandenen – Aufregung sehr. Und YES! Sie sitzen – lange nicht mehr so gut “gelooped”, wie man die Technik beschreibt, mit der ich meine Songs mit dem Gerät zu meinen Füßen aufbaue und spiele.

Ich habe so einen Spaß, mamma mia. Wahrnehmung ist ein Kontrasterlebnis. Mich an unzählige kleine Auftritte jeder Art zu erinnern und nun Live zu sehen, wohin das alles geführt hat, haut mich aus den Socken. Ich bin ein sehr fröhlicher und glücklicher Mensch – Aber an diesem Abend habe ich mich ganz besonders gefühlt.

(Ich weiß natürlich nicht, in wie weit Du Dich als Leser/-in hineinversetzen kannst, aber ich gebe mein bestes, meine Gefühlswelt genau zu beschreiben, damit Du vielleicht auch ein wenig Nachvollziehen kannst, wie meine Perspektive an diesem Abend war!)

Die Zeit rast
Die erste Hälfte geht schnell rum. Ich präsentiere neue Songs, unter anderem “One-Way-Flug” und “Zerissene Jeans & Bandana im Haar”. Das Publikum macht einen zufriedenen Eindruck. 
Pause. Nachdem ich meine kleinen Zimtschnecken durch die Ränge geschickt habe, um Zimtschnecken zu verteilen, hat der FanClub noch ein Video für mich vorbereitet, welches mich sehr rührt. Ihr seid toll. Ich bin dankbar.
Ich gehe hoch in den Backstage-Bereich und fahre kurz runter. Stelle mir Fragen wie: Hoffentlich erfülle ich die Erwartungen – diese Menschen haben sich schließlich dazu entschlossen, Ihren Samstagabend damit zu verbringen, mein Konzert zu besuchen.

Kurz stärken, bevor ich die Treppen runter in diese magische Atmosphäre gehe. Ich tauche wieder ein. Gehe auf die Bühne zu meinen Instrumenten – mein kleiner Spielplatz – und mache mein Ding. Es ist ein wundervolles Gefühl, wenn Menschen Songs mögen, die Du selbst geschrieben hast – und ich bin so dankbar, dass ich dies erleben darf. Es ist wertvoll und magisch. 
Einen weiteren Moment, der mir persönlich sehr viel bedeutet, habe ich mit meiner Schwester gemeinsam verbracht: Ich bat sie auf die Bühne, um “Alicia Keys – Not even the King” zu singen. Es ist schön, wieder mit Ihr zusammen auf der Bühne zu stehen. Und ganz nebenbei begeistert sie mit Ihrer Stimme das gesamte Publikum. Standing Ovation.

Fotos: Ulrike Pawandenat
Das Ende nähert sich – Doch was vorher passiert, kann ich höchstens mit dem Wort “Wow” beschreiben.

Ich spiele zum Abschluss meines Konzertes meinen Song “Sternschnuppennacht”. Ich stehe oben. Vor mir ein kleines Menschenmeer. Die Kirche ist wundervoll beleuchtet. Die Backstein-Säulen sind in bunte Farben gehüllt. Kennst Du das, wenn Du einen Moment einfrieren möchtest..? Ich frage das Publikum, ob sie mir einen Gefallen tun können und Ihre Handy-Taschenlampen anmachen können. Es entsteht ein unglaubliches Bild, welches Ulli, meine tolle Fotografin, für alle Ewigkeit einfriert. Ich weiß nun, wie es sich anfühlt, wenn Träume vor Deinen Augen Realität werden.

Fotos: Ulrike Pawandenat

Es fällt mir schwer, einen Abend wie diesen in Worte zu fassen und das rüberzubringen, was ich gern rüberbringen wollte. Aber das Schöne ist: selbst wenn ich etwas vergessen habe, ist es passiert. Dieser Abend war real – so abgedroschen das klingt, das musste ich mir erstmal in den Tagen nach dem Konzert bewusst machen.

Jetzt blicke ich gestärkt nach vorn, mit dem Wissen, eine kleine Armee an Menschen hinter mir zu haben, die ich auf eine spannende Reise mitnehmen möchte. Ich habe viele Pläne im Hinterkopf. Allen voran die CD-Produktion. Wenn Du Interesse daran hast und mich bei der kostspieligen Produktion unterstützen möchtest, kannst Du das gern tun. Nehmen ist eigentlich nicht meine Stärke – auch wenn ich mehr und mehr merke, dass man zusammen viel mehr erreicht -, dennoch habe ich eine Crowdfunding Seite erstellt, die auf die Produktion meines kommenden Albums abzielt.  Dort kannst Du in Vorkasse gehen, sodass Du jetzt den Preis einer CD bezahlst, und sie, sobald die CD fertig ist, sofort zugeschickt bekommst. Ich erwarte es überhaupt nicht – würde mich aber selbstverständlich von Herzen dafür bedanken.
Weitere Infos dazu folgen bald!

Der direkte Vergleich. Links: 1. Konzert 27.07. Rechtes: 2. Konzert 21.12.
Fotos: Ulrike Pawandenat

Abschließend kann ich Dir sagen: Ich freue mich auf die Zukunft. Fühle mich sehr wohl und habe das Gefühl, bereit für etwas größere Dinge zu sein. Was nicht zuletzt an den wundervollen Menschen liegt, die mich umgeben. Menschen, die mich am Boden halten. Die mir ehrliches Feedback geben. Dazu gehört meine Familie, mein Team und zu einem Großteil Ihr.
Let’s go.

Ich bedanke mich von Herzen bei jeder einzelnen Person aus dem Publikum.
Dafür, dass Ihr ein Teil dessen gewesen seid.
Dafür, dass Ihr mir Eure Zeit geschenkt habt.
Dafür, dass ihr mich unterstützt und mir Glauben schenkt.

Danke an mein Team:
Ulli, Mareen, Hannes, Fabi, Rob
Danke Tom für die Moderation.


Danke Wismar, für die Chance.

ÖXL

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